Gestresste Mitarbeiter kosten das Unternehmen Geld. Viel Geld. Unnötig. Was kann ich als „Chef“ tun gegen den Stress bzw. für die Stress-Resilienz meiner Mitarbeiter?
Ich als Chef (oder als Verantwortlicher in z.B. der Personalentwicklung) tue gut daran, die Stressbelastung meiner Mitarbeiter ernst zu nehmen, war die Kernaussage im vorangehenden Beitrag „Stress ist … auch Chefsache!“.
Es ist Teil meiner Verantwortung als Führungskraft und es liegt in meinem Interesse, ein Auge auf die Stressbelastung meiner Mitarbeiter zu haben. Mich darum zu bemühen, die Belastung in „vernünftigen“ Grenzen zu halten und die Stressresilienz meiner Mitarbeiter (psychische Widerstandsfähigkeit gegen Stress) zu stärken.
Schon alleine mit Blick auf meine Business-Ziele, aus sehr greifbaren monetären Gründen: > 5 Tg Kostenbelastung pro Mitarbeiter und Jahr (Details siehe im angesprochenen Beitrag). Wie auch aus meiner Fürsorgepflicht heraus.
Was kann ich als Chef für meine Mitarbeiter tun? Gegen deren Stress.
Führungsqualität: Den Stress meiner Mitarbeiter richtig einschätzen
Ich kann und sollte ein Auge haben auf meine Mitarbeiter. Nicht nur auf Qualität und Termintreue ihrer Arbeitsergebnisse, sondern auch auf die Menschen. Ich sollte ein Gespür haben bzw. entwickeln für die Stressgefährdung meiner Mitarbeiter.
Markante Indizien für die individuelle Stressgefährdung sind u.a.:
Auffällige Veränderungen in Verhalten und/oder Einstellung
- Schwankende Leistungskurve
- Versuche, sich unentbehrlich zu machen
- Vernachlässigen (oder sogar Verleugnen) der eigenen Bedürfnisse
- Überreagieren auf „ungeplante Ereignisse“ wie neue/veränderte Anforderungen, Fehler,
etc (Schuldzuweisungen, aggressives Verhalten, deprimiertes Verhalten) - Verleugnen der Probleme
- Reduziertes Engagement (Motivation)
- Reduzierte Empathie (die Anderen interessieren nicht mehr)
- Rückzug (gegenüber den Kollegen)
- Kein Hinterfragen von Sinn/Zielen; keine Form von Idealismus ® nur noch bloßes Funktionieren
- Existenzielle Zweifel („was soll das Ganze“, „ich werfe Alles hin“)
Häufige gesundheitliche Probleme (psychosomatische Beschwerden)
- Infekte, Rücken-, Magen-, Kreislaufprobleme, …
- Tabletten-/Alkoholkonsum
Führungsqualität: Den Stress meiner Mitarbeiter reduzieren
Natürlich kann ich den Umfang der Aufgaben in meinem Verantwortungsbereich nicht einfach reduzieren (um die quantitative Belastung pauschal zu vermindern) oder die Aufgaben beliebig umverteilen (um die Belastung gleichmäßiger auf alle Schultern zu verteilen) oder die Mannschaft zahlenmäßig einfach aufstocken, wenn ich einzelne Mitarbeiter unter (zu) hohem Druck sehe.
Aber ich kann im normalen stressigen Alltag viel tun, um den gefühlten Stress meiner Mitarbeiter zu reduzieren und übermäßig gestresste Mitarbeiter zu unterstützen:
Soziale Ebene
- Achtsam sein, als persönlicher Gesprächspartner anbieten
- Wertschätzung ausdrücken
- Respekt, Akzeptanz, Anerkennung/Bestätigung
(Erfolgserlebnisse schaffen, ehrlicher, fairer/gerechter Umgang) - Teambildung fördern, Zugehörigkeitsgefühl stärken
- Work-Life-Balance -> Rücksicht nehmen auf Privatleben
(Wertschätzung auch des Privatlebens (der Life-Anteil in Work-Life-Balance, Respekt, Planbarkeit)
Organisatorische Ebene
- Klare Aufgabenverteilung, realistische Zielvereinbarungen
(definierte, bewältigbare, sinnvolle Aufgaben ® überschaubar, planbar, vorhersehbar) - Strukturierter, organisierter, transparenter Informationsfluss
- Rücksicht nehmen auf die individuellen Bedürfnisse am Arbeitsplatz
- Flexibilität (Arbeitszeit, Pausen, …, Homeoffice)
- Entwicklungschancen (Weiterbildungsangebote)
Auch: soziale Kompetenzen, Kommunikation/Konfliktmanagement, Zeitmanagement, … Entspannungstraining, Stressmanagement - Ergonomischer Arbeitsplatz
- Monetäre Wertschätzung
- Stabiles/kalkulierbares Arbeitsumfeld ® Arbeitsplatzsicherheit
Übergreifend
- So viel Handlungsspielraum wie möglich
- Vorbild leben
- Auf externe Hilfsangebote aufmerksam machen oder entsprechende interne Hilfsangebote organisieren (Coaching, Anti-Stress-Trainings / Resilienz-Trainings, …)