Gestresste Mitarbeiter kosten das Unternehmen Geld. Viel Geld. Unnötig. Ein guter und sehr greifbarer Grund, weshalb sich der „Chef“ - bei allem seinem persönlichen Stress – auch für den Stress seiner Mitarbeiter interessieren sollte.

„Mein Stress ist meine Sache“ war mein Credo in einem vorausgehenden gleichnamigen Blog-Beitrag. Diese Aussage „meine innere Einstellung ist entscheidend“ galt und gilt so auch weiterhin. Uneingeschränkt.
Und trotzdem:  Auch mein Chef dürfte und sollte sich für meinen Stress, sprich den seiner Mitarbeiter, interessieren. Warum? Weil der ihn nicht nur Nerven und Energie und Zeit kostet – er muss sich um Ersatz bzw. Kompensation für meine verminderte Leistung, meine Unzuverlässigkeit, meine erhöhte Fehlerquote, meinen Ausfall kümmern. Sondern gestresste Mitarbeiter kosten das Unternehmen auch Geld. Viel Geld. Unnötig.

Stress ... und Führungskraft

Relevanter Kostenfaktor fürs Unternehmen

Die jährlichen Krankenkassen-Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Die Zahl der Ausfalltage aufgrund psychischer Erkrankungen,  Hauptursache Stress, steigt seit Jahren.

DAK zu 2016:           17% Anteil am Krankenstand
DAK, TK zu 2016:    Fehlzeiten pro Mitarbeiter und Jahr: 2.5 Tg

Aber eine Kostenbelastung entsteht für das Unternehmen ja nicht nur, wenn sich der Mitarbeiter dann (endlich?) dazu durchringt, nicht mehr zur Arbeit erscheinen zu können und einige Tage ausfällt. -> Absentismuskosten: durch Fehlzeiten (= Absentismus) verursachte Kosten.
Weitere krankheitsbedingte Kosten entstehen schon vorher oder auch noch später, weil der Mitarbeiter, obwohl nicht voll leistungsfähig, versucht, seine Arbeit zu bewältigen. Z.B. aus (falsch verstandenem) Verantwortungsbewusstsein. -> Präsentismuskosten: verminderte Produktivität aufgrund von mangelnder Konzentrationsfähigkeit,  erhöhter Fehlerquote, erhöhtem Unfallrisiko, etc. Und Präsentismus ist ein weit verbreitetes Phänomen. Laut einer Präsentismus-Studie der DAK (von 2014) gehen zwei Drittel der Mitarbeiter auch mit Gesundheitsproblemen zur Arbeit, ist ein gutes Drittel trotz Krankheit 3 bis 10 Tage im Job, jeder Sechste sogar 11 bis 20 Tage.
Studien, die neben den reinen Ausfallkosten (Absentismuskosten) auch die Präsentismuskosten zu bewerten versuchen, gehen alle davon aus, dass die durch Präsentismus verursachten zusätzlichen Kosten deutlich höher liegen (ca. 2/3 der Gesamtkosten) als die reinen Absentismuskosten (ca. 1/3 der Gesamtkosten). 

Sehr vorsichtig gerechnet heißt das für ein Unternehmen: Stress, als Hauptursache für psychische Erkrankungen, ist im Unternehmen für eine zusätzliche Kostenbelastung von insgesamt (Absentismus + Präsentismus)

                                             > 5 Tg pro Mitarbeiter und Jahr

verantwortlich.

Ein verdammt guter und sehr greifbarer Grund, weshalb sich der „Chef“ - bei allem seinem persönlichen Stress – auch für den Stress seiner Mitarbeiter interessieren sollte.
Wenn man den Blick noch ein bisschen globaler, über das eigene Unternehmen hinaus richten möchte, kommt noch ein enormer volkwirtschaftlicher Kostenfaktor (u.a. für die Sozialkassen) hinzu. Aber lassen wir die große weite Welt (der Volkswirtschaft) außen vor und bleiben in unserem eigenen Wirkungsbereich: Was kann ICH tun?
Die schnelle erste Antwort „Was sollte ich als „kleiner“ Chef denn schon tun können!? Ich mach‘ doch die Bedingungen nicht und auch nicht den Druck! Der kommt vom ehrgeizigen Chef-Chef, dem ungeduldigen Kunden, dem knallharten Markt, den an kurzfristiger Gewinnmaximierung orientierten Geldgebern.“ klingt weit gedacht… und ist trotzdem vorschnell und zu kurz gedacht. Selbst wenn der zweite Satz „der Druck kommt von …“ in manchen Fällen vielleicht einen großen Teil der Wahrheit birgt, ist der erste Satz „ich kann doch nichts tun“ für den Alltag falsch.  In jedem Business, jedem einzelnen Unternehmen, jedem Geschäftsbereich und eben auch in meiner (kleinen) Abteilung gibt es vielfältige Ansatzpunkte für eine Reduzierung des Stressniveaus bzw. für eine wirksame Unterstützung der Mitarbeiter für einen  konstruktiven und gesünderen Umgang mit dem unvermeidlichen Stress.

Meine Verantwortung als Chef

Als Chef (oder als Verantwortlicher in z.B. der Personalentwicklung) tue ICH demnach gut daran, ein offenes Ohr für die „Stressklagen“ meiner Mitarbeiter zu haben. ICH sollte mir Gedanken machen, welchen Beitrag ich dazu leisten kann, die Stressbelastung meiner Mitarbeiter zu reduzieren bzw. deren Stressresilienz (psychische Widerstandsfähigkeit gegen Stress) zu erhöhen. Alleine mit Blick auf mein Business, das von mir zu verantwortende monetäre Ergebnis meines Verantwortungsbereichs. Unabhängig von meinen sonstigen „weichen“ Zielen und persönlichen Interessen und Bedürfnissen (z.B. gesund zu bleiben) und der „zwischenmenschlichen“ Fürsorgepflicht einer Führungskraft.

Was sind das für Ansatzpunkte, die ich in der Hand hätte? Was konkret kann ich als Chef tun für meine Mitarbeiter, gegen deren Stress? Antworten dazu … verschieben wir auf den nächsten Blog-Beitrag. Sonst wird dieser hier einfach zu lang, denn es sind doch eine ganze Reihe von Ideen - konkreten und pragmatischen und dementsprechend alltagstauglichen Tipps.