Mein Stress ist meine Sache. Ich „entscheide“, wie sehr ich mich von diesem oder jenem Stressfaktor unter Druck setzen lasse. Meine innere Einstellung zu den verschiedenen von außen auf mich einprasselnden Stressreizen bestimmt ganz wesentlich, ob ich gesund bleibe oder am Ende im Burnout lande.
Mein Stress ist meine Sache. Nicht die meines Chefs, der mir ständig neue Aufgaben aufhalst. Nicht die meines besten Freundes, mit dem ich ein Wanderwochenende ausgemacht habe und dem ich angeboten habe, mich zu kümmern. Nicht die Sache meines Partners, der von mir erwartet, dass ich ihm aktuell noch ein bisschen mehr abnehme, wo er doch gerade diese wichtige und kräftezehrende Weiterbildung macht. Nicht die der Nachbarskinder, die jetzt mit Frühlingsbeginn wieder jeden Nachmittag vor meinem Fenster toben. Aber vielleicht doch die Sache der Politik, die dafür verantwortlich ist, dass die Flugzeuge schon ab 5 Uhr morgens in Frankfurt landen dürfen???
Stress ist natürlich und unvermeidlich, heißt es in jedem Stress-Workshop - auch in dem, den wir selbst regelmäßig durchführen (Termine siehe Homepage).
Aber doch nicht jeder Stress?! Mein Chef könnte eigentlich auch …, mein bester Freund ebenfalls. Die Nachbarskinder könnten doch genauso gut … und mein Partner müsste, verdammt nochmal, doch schon von sich aus sehen, dass … Bliebe (nur) noch der elende Fluglärm.
Okay, es gibt ein paar Leute, die mir das Leben leichter machen könnten, sprich: mir eine gehörige Portion Stress nehmen könnten. Aber leider habe ich auf die nicht so sehr viel direkten Einfluss und mit kurzfristigen und vor allem nachhaltigen Erfolgen kann ich da eher nicht rechnen.
Was bleibt mir also übrig? – Ganz einfach: Das tun (oder lassen), was ICH SELBST in der Hand habe.
Was kann ICH konkret tun?
Nehmen wir das erste Beispiel: das mit dem Druck machenden Chef. Wenn ich das ganz „nüchtern“ betrachten könnte, würde ich vielleicht erkennen können: 1. Dass der Chef eigentlich wirklich gute Ideen hat (zumindest häufiger als alle Anderen), aber einfach auch ein reichlich spontaner und zudem sehr ungeduldiger Mensch ist. 2. Dass er sich gegenüber allen Kollegen gleich verhält und die Anderen auch nicht weniger Aufgaben und Druck abkriegen. 3. Dass er durchaus über Prioritäten mit sich reden lässt (zumindest manchmal). 4. Dass er noch Keinen dauerhaft an den Pranger gestellt und/oder auf ein Abstellgleis abgeschoben hat, wenn etwas schief gegangen ist.
Und mit demselben „nüchternen“ Blick würde ich wahrnehmen, dass es da Kollegen gibt, die eigentlich sogar noch mehr Druck abkriegen, die das aber offensichtlich lange nicht so belastet wie mich. Der eine oder andere scheint sich sogar zu freuen über die dringliche Störung durch den Chef wegen der brandeiligen Sonderaufgabe und stürzt sich regelrecht begeistert darauf.
Die Bedeutung der inneren Einstellung
Was macht also den Unterschied? Der Stressfaktor „Chef“ (seine Spontanität, seine Erwartungen an Tempo und Qualität des Arbeitsergebnisses) ist doch für uns alle absolut vergleichbar!
Richtig, der ÄUßERE Stressreiz ist für alle der gleiche. Aber: Die INNERE Einstellung zu diesem äußeren Reiz ist bei den einzelnen Kollegen offensichtlich sehr unterschiedlich. Und deshalb wird die Art des Chefs für mich ein nahezu unerträglicher Stressfaktor und Andere lassen sich davon wenig beeindrucken, geschweige denn ernsthaft unter Druck setzen.
Fazit: Wer oder was entscheidet die Frage, wie sehr ich mich in einer bestimmten Situation durch einen bestimmten Reiz unter Druck setzen lasse? – Ich alleine „entscheide“ das! In jeder Lebenssituation. Es ist ganz wesentlich meine persönliche innere Einstellung zu dem von außen auf mich einwirkenden Stressreiz, die entscheidet, ob und wie stark ich mich unter Druck fühle. ICH MICH FÜHLE – das ist der entscheidende Punkt. Wie immer dieser Druck von außen betrachtet - aus objektiver(?) Sicht - aussieht. Sehr viel weniger die Intensität eines äußeren Stressreizes, sondern sehr viel mehr, wie ICH MICH damit FÜHLE, entscheidet darüber, ob ich (stress)krank werde oder mich im positiven Sinne herausgefordert sehe.
Und damit haben wir ganz anschaulich DEN „einfachen“ Ansatz vor uns, was wir gegen unseren Stress tun können: die innere Einstellung dazu ändern.
Die gute Nachricht dabei: Das habe ich ganz allein in der Hand. Die weniger gute Nachricht: Es wird richtig anstrengend, diesen so einfach aussehenden Weg im Alltag zu gehen. Aber es lohnt sich!!!
Das ist DER Weg, meine Resilienz (psychische Widerstandskraft) gegen den Alltagsstress NACHHALTIG zu stärken.
Und die anderen Stressbewältigungsstrategien
Natürlich: Arbeiten an meinen inneren Einstellungen (kognitive Bewältigungsstrategien heißt die Überschrift hierfür) ist nicht das einzige, was ICH für mich tun kann. Da gibt es noch: die instrumentellen Strategien (z.B. Prioritäten setzen – wenn er es mitmacht, in Abstimmung mit dem Chef; zur Not aber auch alleine, ich für mich), die Vielzahl von palliativen Strategien (z.B. nach diesem „Angriff“ erstmal drei Minuten tief durchatmen an der frischen Luft) und die regenerativen Strategien (z.B. mein „heiliger“ wöchentlicher Yoga-Termin).
Und ja, die alle helfen gegen Stress – und tun mir vielleicht überhaupt gut; und auch meinem Umfeld.
Aber wenn ich nachhaltig an die Ursachen meines Stress herankommen möchte, ist der sicherste Weg, darüber nachzudenken (ggf. unterstützt durch ein professionelles Stress-Coaching), wo in meinem Leben mir meine inneren Einstellungen im Wege stehen, um mir mein Leben stressfreier zu gestalten.